Der Name der Leute – Interpretation

Der Film spielt damit, dass Arthurs Leben, dem von Bahia gegenüber gestellt wird. Das eine ist kalt und technisch, das andere bunt und kreativ. Die Erklärung für ihr Leben ist in den Geschichten ihrer Eltern versteckt. Bahias Mutter wollte immer nur die Welt retten und möglichst ungewöhnlich sein, während ihr algerischer Vater sein Leben in Arbeit ertränkt und nur selten Zeit für die Kunst findet, die er aus Schamgefühl niemanden zeigen will. Arthurs Mutter war dagegen wurde zur Zeit der Nazis versteckt und bekam einen neuen Namen. Deshalb hält ihn auch jeder für einen gewöhnlichen Franzosen. Sein Vater lernte sie bei der Mathematik kennen und kümmerte sich später um die Sicherheit in einem Atomkraftwerk. Während in Bahias Familie gerne viele Leute eingeladen werden und viel geredet wird, ist Arthurs Familie sehr zurückgezogen. Er weiß weder was sein Vater im Algerienkrieg gemacht hat, noch was seine Großeltern für Menschen waren. Er kennt nur ihre Herkunft als Juden. Doch trotz der Unterschiede gibt es in beiden Familien das Phänomenen, dass über die Probleme nicht geredet wird. Weder über die Vergewaltigung von Bahia durch ihren Musiklehrer, noch die jüdische Vergangenheit von Arthurs Großeltern. Hieraus ergeben sich zahlreiche Probleme. Der Film möchte dafür werben, dass man auch über seine Probleme redet. Immer wieder im Film sieht man die Charaktere mit ihren früheren Ichs reden oder wie sie getröstet werden. Eine witzige Möglichkeit um die Bewältigung der eigenen Vergangenheit darzustellen. Bahia hält Arthur anfangs genau für die Art von Mann, die sie mit Sex politisch umdrehen will. Ein Faschist. Sie erkennt aber auch schnell, dass er wohl doch nicht so ist, wie sie es vermutet hat. Daher kommen sie erst nach eine zufälligen zweiten Begegnung zusammen, als Bahia einem alten Päärchen in den Zug helfen will, als vor ihm die Türen zufallen. Arthur hätte sie einfach draußen gelassen. Er kümmert sich nicht sehr um andere, ist aber von ihrer offenen Art begeistert. Arthur hat Angst Bahia seinen Eltern vorzustellen. Er will weiterhin mit ihnen so umgehen wie bisher und Themen, die sie ansprechen würde einfach tot schweigen. Bei einem gemeinsamen Essen mit beiden Eltern kommt es unweigerlich zum Streit, der nur dadurch gelöst werden kann, indem die Väter zusammen ein Artefakt reparieren, das Artur deshalb vorher kaputt gemacht hat. Arthurs Mutter leidet unter ihrer Herkunft, als sie neue Papiere beantragt wird sie mit allen Problemen konfrontiert, die sie einfach nur verdrängen wollte. Letztendlich wird dies besonders in der Szene deutlich in der sie bereits im Krankenhaus liegt und Arthur nicht weiß, wie er mit ihr reden soll. Als er endlich auf die Vergangenheit zu sprechen kommt und sie mit ihm darüber reden will, werden sie unterbrochen. Kurz darauf bringt sie sich um. Er dichtet ihre Geschichte im Kopf so weiter, dass sie in einer positiven Erinnerung endet. Er will sich nicht an das Negative erinnern. Durch diese Probleme ist er auch so beschäftigt, dass er Bahia nicht genau zuhören kann, als sie von ihrer Vergangenheit erzählen will. Eine negative Situation ergibt eine nächste und letztendlich führt es dazu, dass Arthur mit ihr Schluss macht als sie gerade erkannt hat, dass sie ihn liebt. Sie trifft sich nun wieder mit einem Fascho, während er versucht mit normalen Frauen auszugehen und das Prinzip Sicherheit wie sein Vater über alles stellt. Doch sie beginnt nun auch zu dem Fascho eine Beziehung aufzubauen und passt sich ihm an, während er von den normalen Frauen gelangweilt ist. Erst ein Treffen der beiden ändert die Situation wieder. Sie behauptet zwar endlich glücklich mit ihrer Herkunft zu sein, veröffentlicht aber kurz danach ein Buch darüber wie man Faschos umdreht. Er lässt das alte Ehepaar den Zug verpassen und geht in einen der schrecklichsten Orte unserer Ahnen: eine Farm für Hühner. Nun verzichtet er auf das Prinzip Sicherheit, da er erkennt, dass es so ein glückliches Leben geben kann. Sie kommen wieder zusammen und bekommen ein Kind. Dieses Kind bekommt den Namen Tchang Martin-Benmahmoud. Ein Name unter dem sich niemand etwas vorstellen kann. Für wen mag dieses Kind wohl ein Fremder sein? Möglicherweise für jeden. Doch der Film will uns sagen, wenn wir uns alle Fremd sind, dann hat auch niemand mehr Vorurteile, da er niemanden mehr nach seiner Herkunft beurteilen kann. Es geht in dem Film viel um Identität. Wir haben schon erkannt, dass man seine Vergangenheit nicht vergessen soll, aber man sollte seine Vergangenheit auch nicht überschätzen. Wir leben immer noch in der Gegenwart und unsere Entscheidungen für die Zukunft sollten frei sein von Vorurteilen. Jeder Mensch ist die Summe seiner Erfahrungen und die seiner Vorfahren. Und eben darum ist jeder Mensch auch einzigartig, selbst wenn sein Name so gewöhnlich ist, wie Arthur Martin. Nächste Woche bleiben wir in der Vergangenheit und schauen uns an, was die Nazis getan haben. Wir stellen uns die Frage nach der Schuld in der Dokumentation „Nacht und Nebel“.

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