Chihiros Reise ins Zauberland – Interpretation

Chihiro hat den Weg aus dem Zauberland zurückgefunden. Der Film hat dabei viele Punkte, die man interpretieren kann, so dass es unmöglich ist auf alles einzugehen.

Der Film beginnt auf der Straße. Chihiro ist unzufrieden und möchte nicht umziehen. Sie will nicht, dass sie gezwungen wird, ihr Leben zu ändern. Doch ihre Eltern sind guter Dinge.

Als sie zum Torbogen kommen, sind die Eltern die Neugierigen, während Chihiro Angst vor der Situation hat. Die Eltern überkommt die Gier nach dem guten Essen, wofür sie in Schweine verwandelt werden. Chihiro kennt diese Gier nicht.

Da sie nun aber auf sich selbst gestellt ist, in einer Welt die sie nicht versteht, muss sie jemandem vertrauen. Dies ist Haku. Er könnte ein Lügner sein und sie in eine Falle locken, aber sie traut ihm. Hätte sie es nicht getan, so wäre sie vermutlich verloren. Möglicherweise traut sie ihm, weil sie ihn bereits kannte.

Auf Grund von Hakus Anweisungen schafft sie es zur Hexe, wo sie ein magisches Papier unterzeichnet. Unsere Ahnen nannten diese Papiere Verträge. Ein Vertrag bindet beide Seiten an Bedingungen. Falls eine Seite die Bedingungen nicht erfüllt, wird sie verflucht. Chihiro liest sich den Vertrag nicht wirklich durch, weil sie weiß, dass sie keine andere Wahl hat. Die Hexe raubt ihr ihren Namen.

Unser Name wird uns gegeben und bleibt bei uns. Unsere Ahnen haben dem Namen eine große Kraft zugeschrieben. Ändert sich der Name, beginnen wir ein neues Leben. Früher als unsere Ahnen noch keine Namen hatten, war nichts fest. Es war nicht möglich über etwas zu reden, wenn es keinen Namen hat. Dadurch, dass etwas einen Namen bekommt, erlangen wir die Macht, unserer Wissen darüber zu teilen. Ein Mensch mit einem Namen kann einen Ruf bekommen.

Nur durch Haku schafft sie es, dem Zauber zu widerstehen. Sie vergisst ihren Namen nicht und erinnert sich damit, woher sie kam, wer ihre Eltern waren und warum sie hier ist. Ansonsten würde sie einfach Teil dieser Zauberwelt werden und wäre nichts anderes mehr als eine Arbeiterin, die das Badehaus sauber hält. Ohne Namen, ohne Geschichte, ohne Wünsche.

Nun tritt Ohngesicht in die Handlung. Chihiro behandelt ihn freundlich und lässt ihn einfach ins Badehaus ohne zu wissen, wer er ist. Dafür hilft Ohngesicht ihr beim Fäulnisgott, der sich später als Flussgott herausstellt.

Auch hier kann Chihiro durch ihre freundliche Art als einzige helfen. Nur sie erkennt, dass der Fäulnisgott ein Problem hat, das durch unsere Ahnen verursacht wurde. Unsere Ahnen dachten, dass alles auf der Welt eine Seele hat. Jeder Fluss ist zugleich ein Gott. Wenn nun jemand Schrott in den Fluss wirft, verändert er das Wesen des Flusses und sein Gott wird zur Fäulnis. Der Film will diejenigen die den Zusammenhang vergessen haben, daran erinnern. Die Welt konnte er damit leider trotzdem nicht retten.

Ohngesicht fängt in der Nacht an, die Leute mit schönen Steinen zu locken. Alle verfallen der Gier, wodurch sie letztendlich gefressen werden. Gier verändert den Menschen. Er bekommt nur noch Augen für die obskuren Objekte der Begierde und vergisst sich dabei selbst.

Chihiro ist die einzige die Nein sagt. Sie braucht nicht immer mehr, sondern sie will einfach nur ihre Eltern retten.

Als sie den verletzten Drachen sieht, kann sie die Seele des Drachen erkennen und sieht, dass es Haku ist. Das erkennt man auch an der Melodie. Der Name ist hier wichtiger als die Gestalt. Die Hexe Yubaba dagegen erkennt später ihr geliebtes Baby nicht, als dieses in anderer Gestalt vor ihr steht, was Chihiro überrascht. Kennt sie die Seele ihres eigenen Kindes nicht?

Um Haku zu retten, benutzt Chihiro den Kräuterklos, den sie eigentlich braucht, um ihre Eltern zu retten. Trotz aller Zweifel, will sie sein Leben retten. Den anderen Teil benutzt sie um die alles verschlingende Gier in Gestalt von Ohngesicht zu heilen. Hierdurch wird er wieder friedlich. Hier beweist sie Selbstlosigkeit, da sie ihre eigenen Ziele zurückstellt.

Mit der seltsamen Truppe aus Ohngesicht, dem Baby und dem Vogel beschließt sie zu der Zwillingshexe Zeniba zu fahren. Der Zug den sie hier benutzen sieht dem aus Sunrise sehr ähnlich. Er ist voll von alten Seelen, die einfach ihren Weg gehen ohne nach rechts und links zu schauen. Im Gegensatz zu Chihiro.

Die letzten Rätsel kann sie lösen, indem sie die Seelen ihrer Eltern und ihre gemeinsame Vergangenheit mit Haku erkennt. Haku war der Fluss, in den sie als Kind gefallen ist. Es ist ihre Vergangenheit und ihre Identität, die sie rettet. Sie wird in gewisser Weise dadurch erwachsen, dass sie den Zusammenhang zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schätzen lernt.

Niemand kann sich weiterentwickeln, wenn er nicht die eigene Herkunft erkennt. Auch wir werden in dieser neuen Welt nicht bestehen können, wenn wir uns nicht klar machen, welche Fehler unsere Ahnen gemacht haben, so dass es zu der Weltenwende kam. Man kann keine neuen Wege gehen, wenn wir die alten nicht erkennen.

Letztendlich geht es im Film um Namen und Identität. Er will uns sagen: Vergiss nicht wer du bist und wie du hierhergekommen bist. Nächste Woche soll weiter um dieses Thema Namen gehen im Film „Der Name der Leute„.

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